Nach dem Themenabend über Genderdiversität geht unsere Themenreihe „Vielfalt feiern!“ am 20. Mai mit der Ausstellungseröffnung „Was ich an hatte“, dem Kinofilm „Bombshell – das Ende des Schweigens“ und einer Diskussion über Rollenbilder in die nächste Runde.
„Da packt mich die Wut“, sagt Lucie Veith angesichts der Erzählungen eines jungen Transsexuellen, der seine Schulausbildung abbrechen musste, weil er die Beschimpfungen in der Klasse nicht mehr aushalten konnte.
Als Projektkoordinierende für Inter-Fragen im Kompetenznetzwerk „selbst.verständlich.Vielfalt“, einem Projekt von „Demokratie Leben“, engagiert sich die Schortenserin bundesweit für ein diskriminierungsfreies Miteinander unabhängig von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung. Am Freitag, 29. April, hatte das Jugendparlament Zetel sie zu einem Themenabend Genderdiversität im Mehrgenerationenhaus in Zetel eingeladen. Gut 20 Jugendliche sprachen mit Expert*innen über veraltete Geschlechterrollenbilder und Stigmatisierungserfahrungen insbesondere in der Schule. „Nachdem wir umgezogen waren, wollte ich in der neuen Schule gleich als Junge anfangen“, berichtet Angelo (20). Trotz Vorgesprächen hätten sich die Lehrkräfte nicht daran gehalten und ihn bei seinem Mädchennamen angesprochen, woraufhin er in der Klasse einmal mehr die „Transe“ war.
Es sei ein Irrglaube, dass Schule den selbstgewählten Namen nicht akzeptieren dürfe, wissen Lisa Czuma und Jenna Hahn von der Initiative SCHLAU aus Oldenburg zu berichten. Als ehrenamtliche Teamerinnen gehen sie auf Anfrage in die Schulen, um dort von ihren Coming-Out-Erfahrungen zu berichten und für queeres Leben zu sensibilisieren. Die Reaktionen der Schüler*innen seien ganz unterschiedlich. „Manche sind sehr gut vorbereitet. Bei anderen bringe ich zum Ausdruck, dass sie mich verletzen. Wichtig ist, dass sie merken. Wir sind Menschen“, so Czuma.
Ähnliche Erfahrungen macht Regisseur Gregor Zootzky aus Köln. Sein Film „Hermes & Aphrodite“ zeigt die Entwicklung eines weiblich zugeschriebenen intergeschlechtlichen Kindes, das mit der Pubertät auch männliche Geschlechtsmerkmale ausprägt. Der Film thematisiert die Reaktionen von Gleichaltrigen, Eltern und Mediziner*innen und deren Drang das Kind zu „normalisieren“. In manchen Schulklassen könne er seinen Film nicht zeigen, ohne dass die Unruhe eskaliert. sind sich Jugendliche und Expert*innen einig: Es ist vor allem das Unwissen darüber, dass es zwischen den zwei Polen männlich und weiblich noch so viel mehr gibt, was zu Diskriminierung bis hin zu Angst- und Gewalterfahrungen führt. „Das darf dich nicht interessieren. Es macht dich nur noch stärker. Ich mache was ich will. Hauptsache du liebst dich selbst“, rät Angelo.
Hermes & Aphrodite – ein Film über Intergeschlechtlichkeit
Was ist Genderdiversität für Dich? – Stimmen aus Friesland
Am 20. Mai geht’s weiter mit Sexismus
Der Themenabend Genderdiversität ist der dritte in der Reihe Vielfalt feiern, die das Jugendparlament Zetel gemeinsam mit dem Forschungsprojekt Jul@ (Jugend leben im ländlichen Raum – analog(e) und digital(e) Zukunft gestalten) der Jade Hochschule und dem Jugendtreff Steps in Zetel im Mehrgenerationenhaus veranstalten. Am 20. Mai geht es weiter mit einer Diskussion über Sexismus. Um 16 Uhr eröffnet die Künstlerin Beatrix Wilmes aus Köln im Vorraum zum Kino ihre Ausstellung „Was ich an hatte“ über sexuelle Gewalt gegen Frauen. Um 17 Uhr zeigt das Zeli Kino bei freiem Eintritt den Film „Bombshell – das Ende des Schweigens“ über den Fall Weinstein, der als Auslöser der MeeToo-Bewegung gilt. Und ab 19 Uhr diskutiert der Bonner Journalist Sascha Verlan mit Jugendlichen und anderen Interessierten im Kaffeehaus über Rollenbilder und Genderbias. Radio Jade überträgt die Diskussionsrunden live auf twitch und YouTube.
Argumentationsworkshop zur Vorbereitung auf das BarCamp #PartyZipation
Beschimpfungen als „Transe“, „Opfer“, „Schwuler“ oder „Behinderter“, rassistische Anfeindungen und stereotype Unterstellungen machen sprachlos und wütend. Dabei gilt es in schwierigen Situationen erst recht Ruhe zu bewahren und sachlich dagegen zu halten. Wie das gelingen kann, trainieren die Teilnehmenden eines Argumentationsworkshops am Samstag, 21. Mai, im Jugendtreff Steps in Zetel. Teamer*innen der Interkulturellen Arbeitsstelle (IBIS) vermitteln den Jugendlichen, wie sie ihrem Gegenüber auch in schwierigen Situationen verbal standhalten. Das kostenlose Workshopwochenende beginnt gleich im Anschluss an den Themenabend im MGH mit einer Grillparty am Lagerfeuer. Nach einer Übernachtung auf Feldbetten im Jugendtreff beginnt am Samstag die inhaltliche Arbeit. Am Sonntag bringen die Teilnehmenden ihre gesammelten Argumente auf Plakate, die sie dann am Freitag, 10. Juni, beim BarCamp #PartyZipation am Strand von Dangast in einem lockeren Austausch bei Festivalatmosphäre mit Politiker*innen diskutieren wollen. Hier geht’s zum Videotrailer.
Ein Gedanke zu „Vielfalt zwischen den zwei Polen männlich und weiblich“